THEATER

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Kai-Uwe Kohlschmidt – Autor für Theater

Und wenn wir fliehen, dann hoffen wir.
Wir hoffen auf die andere Welt.
Das Land gelobt von unser Not und Träumen.
Die Sphinx ein Auge hebt.
Ihr Lächeln goldenstarr.
Gehst du den Schritt, den nächsten.
Menemenetekel. Was wiegt mein Ich.

TRAILER
IM TUNNEL – Theaterstück von Kai-Uwe Kohlschmidt

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DVD
IM TUNNEL
 (Aufzeichnung  von  2O13)

IM TUNNEL | Theaterstück von Kai-Uwe Kohlschmidt

Die Asylrichterin Anna wird mit dem geheimnisvollen Fall der Syrerin Naida konfrontiert. Während der Anhörungen sieht die Richterin plötzlich Gesichter, hat Déjà-vus. Es scheint, als evoziere die Syrerin in ihr diese Bilder von einem Ort, an dem die Richterin als Baby ihre Eltern verlor: ein Fluchttunnel im Berlin der 60er Jahre.
Ihre Mutter Hanna, Schriftstellerin, und ihr Vater Bartsch, Stasi-Offizier, haben sich in zunehmenden Konflikten mit der Gesellschaft in der DDR auseinandergelebt. Fritz, der Bruder der Mutter, ist bereits nach Westberlin geflohen. Er beginnt nun, einen Tunnel zu graben, um ihr und ihrer kleinen Tochter, die noch ein Baby ist, die Flucht zu ermöglichen. Die Widerstände sind vielfältig: Wassereinbrüche, ein Stasi-Gegentunnel, Streit und Verrat…
Alb-und Schachtelträume — die Geschichte der Richterin Anna — die Geschichte der Syrerin Naida. Sind sie nur Reflektionen ihres eigenen Schicksals? Nur eine Imagination? Vielleicht der Schlüssel zu ihrem eigenen Trauma…

Es spielen Katharina Groth Hanna/Anna | Momo Kohlschmidt Naida/Aida | Johannes-Richard Voelkel Bartsch | Claas Würfel Fritz | Gero Bergmann Erwin | Dennis Katzmann Mario/Puppenspiel

Bühne/Ausstattung Chris Hinze | Videodesign Momo Kohlschmidt | Technik – Sound/Video Giacomo Kohlschmidt | Technik – Licht Lucile Chemarin  Buch/Musik/Dramaturgie Kai-Uwe  Kohlschmidt | Regie Momo Kohlschmidt

Produktionsleitung/PR Katharina Goebel | Initiator/Historische Beratung Dietmar Arnold

 

Die Geschichte hinter dem Theaterstoff

Die Geschichte der Berliner Fluchttunnel ist eine Geschichte der Selbstbestimmung, eine Demonstration ungeheuren Mutes und von Verzweiflung. Die Kraft, die Menschen dazu bringt, Staatsgrenzen z „unterhöhlen”, hat eine anarchistische Komponente und wurzelt im Chaos des untergehenden Nazideutschlands. Dort verlor sich der Glaube und das Vertrauen in Systeme schlechthin. Die Tunnelbauer und Flüchtlinge der 60er Jahre kannten das Leid auseinandergerissener Familien noch aus ihrer Kindheit. Für kein System würden sie es jemals wieder akzeptieren. So entstanden Tunnelprojekte wie der „Tunnel29″ (1962) oder de „Tunnel57″ (1964). Die Menschen nahmen ihr Schicksal buchstäblich in die eigenen Hände und begannen, Tunnel zu graben.

Historie fängt nicht an und hört auf. Alle Geschichten sind miteinander verbunden. Der Bürgerkrieg in Syrien fußt ebenso auf den Konfliktlinien des letzten Weltkrieges wie auch das geteilte Berlin. Die Verwerfungen geopolitischer Eruptionen bringen seit  eher Menschen in Not. Sie fliehen und irren über diesen Planeten um zu leben, zu überleben. Aus großer Entfernung könnte man das unter Wanderungen der Evolution verbuchen. Geht man nahe heran, brennen syrische Dörfer. Und wir haben mehr damit zu tun, als uns lieb sein kann. Denn es sind Menschen und keine Naturereignisse, die die Systeme gestalten, die die Grenzen ziehen. Auch diese Geschichte endet nicht, in dem wir den Fernseher ausschalten oder das Theater verlassen.

© Eine Produktion des Berliner Unterwelten e.V. 2013


Die DVD des Theaterstückes “IM TUNNEL”
ist 2014 in der Edition Berliner Unterwelten erschienen.

  • 1 DVD mit 16 Seiten Booklet
  • Gesamtaufzeichnung des Stückes aus dem Jahre 2O13 im Theater in den Unterwelten Berlin
  • inkl. Making of – Interviews des Ensembles und der Zeitzeugen

Ihre Angst ist die Zelle
Ihre Angst ist die Quelle
meiner Macht
Zerstöre die Grenzen
und sie zerstören sich
Nimm ihnen die Fessel
und sie nehmen sich den Strick

SANDOW | Känguru – “Monolog der Frau 3”
(mp3, 3:58 min, 3,8 MB)

 

KänGURU | Theaterstück von Kai-Uwe Kohlschmidt und Bernd Heiber

Das Bezirkskabinett für Kulturarbeit bot 1988 SANDOW einen Deal: Absetzung von “Aufbruch und Aufruhr”, im Gegenzug ein Werksauftrag für das Theater Senftenberg. Gemeinsam mit Bernd Heiber entstand so das Musiktheaterstück “KänGuru”, für das Hans Scheuerecker Kostüme und Bühne entwarf. Auf der Bühne kam Toby Burdon von Test Department als zweiter Schlagzeuger hinzu. Diesmal vermied SANDOW die offene Konfrontation mit provozierenden Texten und flüchtete sich in eine hoch metamorphorische Traumerzählung, in dem ein System zum Einsturz gebracht wird.

Der Instanz der Macht gelingt es, den Aufstand zu überstehen und sich zu erneuern. Eine Vision, die in Form der Wende von der Zeit eingeholt wurde. Als es im Februar 1991 in Senftenberg uraufgeführt wurde, gab es keine Textzensur mehr, doch über diesen Weg des künstlerischen Versteckspiels begann SANDOW’s Weg in die Kunst.

Mit Benno Rudnowski, Arta Adler, Toby Burdon, Tilman Berg, Tilman Fürstenau, Chris Hinze, Kai-Uwe Kohlschmidt und das Ensemble des Theaters Senftenberg

Bühne Hans Scheuerecker
Musik SANDOW
Buch Kai-Uwe Kohlschmidt und Bernd Heiber

Regie Bernd Heiber

Der Schweiß in meinen Augen der ist ehrlich
Der Schweiß in meinen Augen ist gefährlich
Schau mir in die Augen und öffne den Riegel
Lies zwischen den Zeilen und nicht im Spiegel
Aufbruch und Aufruhr
Aufbruch und Aufruhr

Das ist der Pöbel
und er wird Pöbel zeugen
Das ist der Pöbel
und er wird Werkzeug bleiben
Wir leben nur durch Dich
Wir wissen Dich zu lenken
Das System wird wackelig
Fängst Du erst an zu denken
Du kannst uns nicht erkennen
Wir stehen in anderm Licht
Du wirst ins Dunkle rennen
Doch zu uns kommst Du nicht

SANDOW | Aufbruch und Aufruhr  – “Aufbruch und Aufruhr “
(mp3, 3:33 min, 3,4 MB)

Foto: Hans Scheuerecker

AUFBRUCH UND AUFRUHR | Theaterstück von Kai-Uwe Kohlschmidt

SANDOW verfolgte eine beharrliche Suche nach einer eigenen Klangsprache, nach einem ihrem Kulturraum adäquaten und subversiven Gesamtausdruck. Ihre zu Beginn überaus naive Arbeitswut gebar allein bis 1987 über 100 Songs und mündete über die Jahre in eine neugierige Experimentalmethodik.

Seit Mitte der 80er Jahre entwickelten sich zunehmend Arbeitsfreundschaften zu Theaterleuten, Filmschaffenden und Malern wie z.B. Hans Scheuerecker. Aus diesem Bohemekontext heraus begann die Band, ihre herkömmlichen Arbeitsfelder zu erweitern und selbst Theaterstücke zu entwerfen, 16-mm-Filme zu drehen und Performances wie das Massenspektakel Ngoma zu entwickeln.

1987 entstand das Rocktheater “Aufbruch und Aufruhr”, welches nach der dritten Aufführung abgesetzt wurde, die Band stand kurz vor dem Verbot. Stilistisch bot das Stück kaum mehr als ein Schülertheater, doch politisch war es hochbrisant und brachte die Band erstmals auf Kollisionskurs mit der Staatsmacht. Es kam zu Proberaumrazzien und Beschlagnahmung des Textmaterials, in dessen Folge die Band bei Weiteraufführung mit Spielverbot und Verhaftung bedroht wurde. Der DDR-Alltag war ein beständiges Ausloten des Machbaren und der Versuch an der Zensur vorbei mit dem Publikum heimliche Messages “zwischen den Zeilen” zu kommunizieren.

Mit Chris Hinze, Kai-Uwe Kohlschmidt, Rouge Robert, Lou Schulz, Murphy Schulz, Andrea Spiegelberg

Musik Sandow
Dramaturgie Werner Bauer
Buch Kai-Uwe Kohlschmidt

Regie MULKH Cooperation

© MULKH Cooperation 1988

Stasi – Bericht zu einem Auftritt in Doberlug-Kirchhain

Am 22. 1O. 1988 trat die Musikformation “Sandow” aus Cottbus auf Initiative des Jugendclubs “extrem” mit dem Programm “Aufbruch und Aufruhr” im Kulturhaus Doberlug-Kirchhain auf. Das Programm gliedert sich in drei Teile mit folgendem Inhalt:

a) Probleme der Reisemöglichkeiten
b) Umweltschutz
c) Alkoholmißbrauch

Zum Problem der Reisemöglichkeiten wurde ein ca. 5 min. langer 8 mm-Film gezeigt, welcher offensichtlich selbst gestaltet wurde. Er endet mit der provokativen Szene, daß ein Jugendlicher Amok läuft, weil er nicht reisen kann, wohin er will.  Im Programmteil Umweltschutz wird besonders der älteren Generation vorgeworfen, sie engagiere sich zu wenig für den Umweltschutz. Insgesamt geschehe auf diesem Gebiet zu wenig und gegen bestehende Mißstände wird sich nicht genügend aufgelehnt. Ähnliche Aussagen wurden zur Problematik des Alkoholmißbrauchs getroffen. Die Darstellung erfolgte mittels Film, Gesang, Dialog und Pantomime. Der Programmteil hatte ein Dauer von ca. 45 min. Im weiteren Verlauf des Abends spielte die Gruppe noch eine Reihe eigener Titel, u.a.

nannte sich ein Titel “Bohren in der DDR”. Bei den Musiktiteln waren die Inhalte der Texte wegen der Lautstärke der Musik nur teilweise verständlich.